Episode 82
#82 Projekt-Logbuch Teil 3 | So recherchieren wir Fakten!
Ruth berichtet von der Faktenprüfung für unseren Medizin-Podcast-Check
Link zu unserer Umfrage: https://forms.gle/WJBqVZMx49CgHrZL9
Mehr zum Thema auf unserem Instagram-Channel: https://www.instagram.com/mediclips.medipod/
Moderation: Lukas Kohlenbach, Ruth Fellmeth
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Mehr über unsere Podcasts, unseren Instagram-Channel und unser Impressum findet ihr hier: www.lumedio.de
Jingle: Lucas Hennicke sowie https://soundcloud.com/mbbofficial/happy
Logo: Klara Kintrup
Transcript
Medipod 20 Minuten Medizin.
Kohli:Hallo und herzlich willkommen zu Medipod, dem Podcast für Medizin. Ich begrüße Euch ganz herzlich zur ersten Folge unseres Podcasts. Mein Name ist Kohli und ich nehme euch heute mit auf eine kleine Reise durch die weite Welt der Medizin. Unser erstes Thema ist Multiple Sklerose und ich habe einen ganz besonderen Experten für dieses Thema hier in meinem Podcast Studio. Herzlich willkommen, Martin.
Martin:Ja, danke. Hallo. Freut mich.
Kohli:Ja. Martin und ich, wir kennen uns schon lange. Wir haben zusammen angefangen zu studieren und Martin ist jetzt schon etwas weiter im Studium und schon fast fertig.
Martin:Ja.
Kohli:Genau. Du hast dein PJ zum Teil in der Neurologie gemacht. Und auch deine Doktorarbeit. Worum hat die sich denn gedreht?
Martin:Genau. Also, ich habe mich in der Doktorarbeit mit der experimentellen Erforschung der Nebenwirkung eines Multiple Sklerose Medikaments auf die Herz Funktion beschäftigt und bin dadurch auch ja stärker in dieses Thema Multiple Sklerose eingestiegen. Habe meine Faszination für die Neurologie dadurch noch weiter ausgebaut und werde versuchen jetzt ab Sommer auch in der Neurologie als Assistenzarzt tätig zu werden.
Kohli:Ja, sehr spannend. Ja und deswegen bist du auch genau der richtige Experte für das Thema. Heute Neurologie haben wir jetzt schon viel gesprochen. Vielleicht wissen einige gar nicht, was ist Neurologie eigentlich? Worum kümmert sich dann ein Neurologe?
Martin:Also ein Neurologe befasst sich mit Krankheiten des Nervensystems, sowohl des zentralen Nervensystems, also Gehirn und Rückenmark wie auch Erkrankung des peripheren Nervensystems. Also eben Krankheiten, die von den Nerven im eigentlichen Sinne ausgehen, die dann alle Stellen im Körper erreichen. Und natürlich dann auch mit Erkrankungen, die so ein bisschen in die psychiatrische Richtung gehen, aber eine neurologisch fassbare Ursache haben in vielen Fällen. Also manchmal ist die Neurologie eben ein Grenzgebiet auch zur Psychiatrie und zu anderen Fachdisziplinen.
Kohli:Ja, sehr spannend. Du hast schon das Nervensystem erwähnt und seine einzelnen Bestandteile. Wir werden da einmal jetzt noch mal genauer reinschauen. Dafür hat unsere Reporterin Vera ein kleines Mediklärt vorbereitet. Viel Spaß!
Vera:Kurz und knackig Mediklärt. Was genau ist das Nervensystem? Wie ist es aufgebaut und wie funktioniert es? Das klären wir in diesem Mediklärt. Das Nervensystem ist ein riesiges Organ System. Es durchzieht den ganzen Körper und besteht aus vielen Milliarden unterschiedlichen Zellen. Grob lässt sich das Nervensystem in zwei Teile einteilen: das zentrale Nervensystem und das periphere Nervensystem. Zum zentralen Nervensystem gehört das Gehirn und das Rückenmark. Das periphere Nervensystem ist der gesamte Rest. Aber was sind die Funktionen des Nervensystems? Das Nervensystem ist dafür da, Reize aus Umwelt und dem Inneren des Körpers aufzunehmen, weiterzuleiten und zu verarbeiten.
Kohli:Vielen Dank, Vera. Jetzt sind wir alle kleine Experten zum Nervensystem. Und das ist ganz wichtig, um zu verstehen, wie eigentlich die Multiple Sklerose wir nennen es jetzt auch häufig MS eigentlich genau entsteht. Martin Vielleicht ein kleiner Überblick erstmal Was genau ist denn die Multiple Sklerose.
Martin:Also die Multiple Sklerose ist eine autoimmun entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, also des Gehirns und des Rückenmarks, bei der es durch eine Immunreaktion des Körpers gegen sich selbst, genauer gesagt gegen bestimmte Zellen, die die Nervenfasern im Gehirn und im Rückenmark ummanteln. Dazu kommt, dass diese Ummantelung zerstört wird und nachfolgend dann neurologische Beschwerden ganz vielfältiger Art passieren können.
Kohli:Und warum genau heißt das MS Multiple Sklerose?
Martin:Soweit ich weiß, leitet sich dieser Begriff von dem sogenannten histologischen Bild der Multiplen Sklerose ab. Das heißt also, wenn man sich ein Gehirn eines Betroffenen nach seinem Tode natürlich unter dem Mikroskop anschaut, dann sieht man Oder haben die Beschreiber der Multiplen Sklerose gesehen, dass es überall im Gehirn und im Rückenmark zu Verhärtungen kommt, zu Bindegewebes, Vermehrung, die dadurch entstehen, dass als Folge dieser entzündlichen Reaktion im Zentralnervensystem Nervenzellen untergegangen sind und diese untergegangenen Nervenzellen durch Bindegewebe, Zellen ersetzt werden und Bindegewebe. Und man kennt das ja auch von Verletzungen an den Armen. Beispielsweise dann eine härtere Narbe, als das Ursprungs Gewebe und Sklerose bedeutet eben Verhärtung auf Deutsch. Insofern für diese Bindegewebe nervige Aushöhlung dieser entzündlichen Prozesse zu der Multiplen Sklerose.
Kohli:Interessant. Wir werden nachher noch mal genauer darauf eingehen, was genau bei den einzelnen Zellen dann passiert, wenn die Multiple Sklerose entsteht. Jetzt aber zunächst einmal die Frage Wer bekommt eigentlich MS? Sind das eher junge Leute? Eher alte Leute? Wer ist davon betroffen?
Martin:Also im Grunde können Menschen jedes Lebensalters davon betroffen sein. Aber wie bei vielen Autoimmunerkrankungen ist die MS leider eine Erkrankung, die häufiger im jüngeren Lebensalter erstmalig auftritt, das heißt zwischen dem 20 und 40 Lebensjahr. Und die klassische Form der MS, die am häufigsten auftritt, ist eben diese schubförmig limitierende Form. Die tritt anfangs zu Beginn der Erkrankung mit circa 85 % der Fälle auf, betrifft dreimal mehr Frauen als Männer.
Kohli:Ja, du hast schon eine Form der MS angesprochen. Welche verschiedenen Formen gibt es denn da so?
Martin:Also letzten Endes gibt es drei Formen der eigentlichen Multiplen Sklerose und eine Vorform, die häufigste Form. Wie eben gesagt, ist diese schubförmig irritierende Form der Multiplen Sklerose, bei der es immer wieder zu Krankheitsschüben kommen kann, die sich dann mit einer bestimmten neurologischen Symptomatik jedweder Art präsentieren können, dann aber wieder rückläufig sind. Und die Patienten fühlen sich im Nachhinein dann wieder besser als zum Zeitpunkt dieses Schubs. Dann gibt es als zweite Form, die theoretisch auch von Anfang an bestehen kann, die primär gediente Multiple Sklerose. Die macht etwa 15 % der erst diagnostizierten Multiple Sklerose Fälle aus. Und bei dieser Form kommt es entweder mit aufgesetzten Schüben, also vorübergehenden Verschlechterungen des Krankheitsbildes, die sich auch zum Teil wieder zurückbilden können, zu einem schleichenden Fortschreiten des Krankheitsverlauf, was eben durch eine Zunahme körperlicher Behinderung gekennzeichnet ist. Insofern ist diese primär projizierte Form die aggressivere Form der Multiplen Sklerose. Die dritte Form, die auftreten kann, ist die Sekundär Multiple Sklerose, die unbehandelt natürlich innerhalb von 10 bis 15 Jahren in 50 % der Fälle etwa so geht man davon aus, aus der Schub förmig limitierenden Form entstehen kann. Und dabei ist es dann so, dass man davon ausgeht, dass dieser entzündliche Prozess, der im Rahmen der Schub förmig resultierenden Form im Vordergrund steht, dann zu gunsten eines eher neuro degenerativen Prozesses, also eines zusätzlich vermehrten Absterbens von Nervenzellen, unabhängig von entzündlichen Reaktionen oder nur teilweise abhängig davon sich verändert. Und deswegen ist die sekundär prominente Form dann auch leider nicht mehr so gut zu behandeln wie die schub förmig limitierende. Die letzte Form ist eigentlich kein im eigentlichen Sinne. Es ist im eigentlichen Sinne nicht die Multiple Sklerose selbst, sondern das sogenannte klinisch isolierte Syndrom, was als Vorstufe der Multiple Sklerose bei Erst auftreten bestehen kann, ohne dass die diagnostischen Kriterien für eine Multiple Sklerose erfüllt sind.
Kohli:Das waren jetzt viele Informationen. Also vier Formen können wir unterscheiden, hast du gesagt. Kannst du noch mal kurz die vier wiederholen?
Martin:Also damit man eine Multiple Sklerose diagnostizieren kann. Vielleicht erkläre ich es mal so, weil dann ist dieser Unterschied zwischen Multipler Sklerose und klinisch isolierten Syndrom besser verständlich. Ja, genau. Muss man Schäden im Zentralnervensystem haben, die eine klinische Symptomatik hervorrufen? Und diese Schäden müssen zeitlich und räumlich getrennt voneinander auftreten. Das bedeutet, wenn ich einen erstmaligen Multiple Sklerose Schub habe und in der Bildgebung aber keine Ent Markus Herde verschiedenen Alters nachweisen kann, dann bin ich nicht in der Lage, die Diagnose Multiple Sklerose zu stellen, sofern vorher noch kein MS aufgetreten ist. Das heißt, bei einem einmaligen Ereignis würde man die Diagnose Multiple Sklerose nicht stellen. Wenn aber die Symptome zu einer Multiple Sklerose passen, würde man das klinisch isolierte Syndrom nennen. Genau.
Kohli:Und wenn man nur die eine.
Martin:Form das war die eine Form. Und wenn man eine Multiple Sklerose diagnostizieren will, gleich welcher super Form, dann muss eben diese räumliche Diskrimination gegeben sein. Das bedeutet, dass man.
Kohli:Die.
Martin:Diskrimination hat, dass dieses getrennt sein genau In verschiedenen Arealen des Gehirns und des Rückenmarks muss man dann eben Schäden nachweisen können in der Magnetresonanztomographie. Und man muss eine zeitliche Simulation haben, was bedeutet, dass man entweder durch die Symptome, die man als Patient hat und die im Rahmen eines Schubs auftreten, oder durch in der Bildgebung nachweisbare verschiedene. Zeitpunkte der Schädigung im Zentralnervensystem nachweisen kann, dass es ein Prozess ist, der länger besteht und der schon zu verschiedenen Zeitpunkten zu einem Schaden geführt hat.
Kohli:Bildgebung Vielleicht zur Erläuterung, dass dann zum Beispiel das MRT.
Martin:Die die Magnetresonanztomographie des Gehirns und des Rückenmarks.
Kohli:Genau. Ja, gut, sehr interessant. Jetzt wollen wir doch mal darüber sprechen, welche Symptome denn bei der MS eigentlich auftreten können. Wie sieht die eigentlich aus? Ich habe gelesen, sie wird auch Krankheit mit 1000 Gesichtern genannt. Also das müssen ja sehr unterschiedliche Symptome sein. Was kannst du da sagen?
Martin:Ja, das stimmt. Also, diese 1000 Gesichter kommen eben dadurch zustande, dass diese entzündlichen Veränderungen im Gehirn im Grunde an jeder Stelle auftreten können. Also sowohl im Gehirn wie auch im Rückenmark. Und dadurch, dass jedes Hirn Areal und jede Stelle im Rückenmark natürlich eine eigene spezielle Funktion hat oder eben die Funktion der Ver